Menschen sind verschieden und haben unterschiedliche Zugänge zu Geld, Investments und Ersparnissen. Zum Teil weil Sie unterschiedliche Erfahrungen in Ihrem Leben gesammelt haben, zum Teil auch aufgrund mangelnden finanziellen Wissens in unserer Gesellschaft. Wir haben das Glück in einer freien Gesellschaft zu Leben und haben die Wahl unbeeinflusst Entscheidungen zu treffen. Manche Menschen leben mehr im Augenblick (heute) andere wiederum denken mehr an das morgen – mit mehr Weitblick wenn man so will. Egal wo Sie sich einordnen, sollten Sie zumindest mit einem Auge an das Morgen denken. Wir wissen nicht wie lange uns bleibt, deshalb sparen und investieren wir heute, um für die Zukunft Ausgaben zu tätigen, bzw. für diese besser gerüstet zu sein.

Die Gründe für das Leben im „Jetzt“ sind (1) die Möglichkeit der augenblicklichen Befriedigung. Mangelnde Selbstbeherrschung oder unzureichende Berücksichtigung von alternativen Verwendungsmöglichkeiten (das Konzept der Opportunitätskosten wird dementsprechend zumeist nicht verstanden oder ist erst gar nicht geläufig) können dafür verantwortlich gemacht werden. Ein weiterer möglicher Grund (2), warum sich Menschen mehr auf das Heute konzentrieren ist, dass wir morgen vielleicht nicht mehr unter den Lebenden verweilen. Zugegeben, wenn unser letztes „Stündchen“ schlägt sind wir mit unseren Gedanken wahrscheinlich wo anderes, als bei unseren Vermögenswerten. Zumal wir unseren Nachlass mitunter ohnehin schon zu Lebzeiten aufgeteilt haben.
So sehr Sie auch im Augenblick leben, so sei Ihnen auch gesagt, dass es ein guter Rat ist, sich nicht jeder „Versuchung“ hinzugeben. Heute 20-jährige haben eine über 80 prozentige Chance das 65. Lebensjahr zu erreichen (noch ältere Jahrgänge haben eine noch höhere Aussicht auf dieses Alter). Einen Kompromiss dabei zu finden, welcher eine hohe Wahrscheinlichkeit ein stolzes Lebensjahrzehnt zu erleben und ebenso einschließt zu sparen und zu investieren, bei gleichzeitiger Vermeidung bzw. Reduktion von Schulden, ist daher angebracht.

Deshalb sollten Sie mit Weitblick an das Morgen denken. Die Gründe dafür sind noch vielfältiger als die zuvor genannten. (1) Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Zeit unendlich viel wertvoller als Geld ist. Eine kluge und bedächtige Vermögensallokation (auf das Konzept der Aufteilung der Vermögenswerte wird in der Folge näher eingegangen) ist die Grundlage für einen erfolgreichen langfristigen Investitionsplan, während eine umsichtige Zeitallokation (= einen sinnvolle mir entsprechende Zeiteinteilung) die Grundlage für einen erfolgreichen langfristigen Lebensplan ist. Anleger und Investoren berücksichtigen zumeist Ersteres jedoch selten Letzteres. Sein Sie sich daher im Klaren, dass kein Geldbetrag die Vergangenheit kaufen kann. Konzentrieren Sie sich daher mehr auf Letzteres. Denken Sie dabei daran, dass 1.000 Euro, welche wir heute nicht ausgegeben, nicht 1.000 Euro für zukünftige Ausgaben sind. Vielmehr können diese 1.000 Euro durch umsichtiges Investieren 3.000 Euro für Ihre Ruhestandsplanung sein. Dies dank des Zinseszinses und aufgeschobener Ausgaben. Der gegenteilige Weg ist ebenso zu berücksichtigen. Geliehene 1.000 Euro oder aufgeschobene Kredite von heute können 2.000 Euro oder ein Vielfaches von morgen kosten. Zinsen und Zinseszinsen sind auch hier zu berücksichtigen. (2) Wenn wir heute etwas weniger ausgeben und damit morgen mehr Geld zur Verfügung haben, verschaffen wir uns ein Gefühl der finanziellen Sicherheit. Diese finanzielle Sicherheit verschafft uns ebenso ein Stück weit eine höhere Lebensqualität, da wir uns bewusst sind, dass etwaige „üble“ Überraschungen gedeckt und auch laufende Rechnungen leicht bezahlt werden können. Zusätzliche Ersparnisse oder ersparte Einkäufe, erhalten dabei nicht die Aufmerksamkeit, welche Sie verdienen. Renditen an den Börsen wird die meiste Beachtung geschenkt, doch ist es mindestens genauso wichtig wie viel Sie sparen. Wenn Sie über 30 Jahre 8 Prozent Ihres Einkommens sparen (= 5.000 Euro) und das bei 1 Prozent an Rendite, so schlagen damit bei weitem eine Rendite von 8 Prozent und einer jährlichen Sparrate von 1 Prozent (625 Euro) Ihres Einkommens (70.800 vs. 173.900 Euro). Sie sehen wie wichtig Sparen bei Ihren Veranlagungsentscheidungen ist. (3) Ein weiterer Anstoß an das Morgen zu denken, könnte sein, wenn wir Ausgaben bewusst verzögern. Damit treffen wir nachdenklichere Kauf-Entscheidungen, welche wir weniger wahrscheinlich bereuen. Damit einher geht die Möglichkeit der Vorfreude, welche das flüchtige Zufriedenheitsgefühl von Impulskäufen bei weitem übertrifft. Es wurde bereits erläutert, dass diese Vorfreude den Genuss steigert und auch das es ist, was uns ein Stück weit glücklicher macht.

Sie sehen, an das Morgen zu denken, kann Ihnen nicht nur finanzielle Vorteile einbringen, sondern auch immaterielle Freuden. Dennoch scheinen viele Europäer Ihrem Verhalten nach nicht an das Zukünftige zu denken. Dies zeigt sich an mangelnden finanziellen Kenntnissen, dem Nichtvorhandensein einer Ruhestandsplanung oder angemessenen anhand der Altersvorsorge und Rentenantrittsaltern, welche mit der Lebenserwartung nicht Schritt halten. Ein düsterer Blick in die Zukunft scheint für die überwiegende Anzahl der Menschen als nicht gerechtfertigt, blickt man auf die zuvor genannten Zahlen der Lebenserwartung.