Soziales Investieren und zufriedene Mitarbeiter

| January 24, 2022|Categories: Finanzmärkte, Geldanlage, Happiness|

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ESG-Investitionen (= Geldanlagen in Umwelt, Soziales und Governance), haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Aber ein Mangel an Konsistenz bei der Produktkennzeichnung und -offenlegung hat die Befürchtungen der Anleger geweckt, dass die Nachhaltigkeitsaussagen von Fondsanbietern übertrieben oder unzuverlässig sein könnten. Vor einiger Zeit, wies ich dazu auf die Missstände des nachhaltigen und sozialen Veranlagens und der Geldanlage hin (Nachhaltiges Veranlagen: Geldanlage mit mehr Lug als Betrug?). Einige Wochen später, leitete die US-Börsenaufsicht Ermittlungen gegen die Fondsgesellschaft DWS ein, da nachhaltige und soziale Investments in ein besseres Licht gestellt wurden, als dies tatsächlich der Fall gewesen sein soll. Doch wie wirken sich die sozialen Komponenten der Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation auf Unternehmen aus?

Produktivität und Mitarbeiter

Das Problem der Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit liegt darin begründet, dass sie schwer zu messen sind. In den letzten Jahren hat der Aufstieg sozialer Medien und von Dienstleistungs-unternehmen jedoch Möglichkeiten geschaffen, diese spezifischen Mitarbeiterfaktoren besser zu messen (damit gehen jedoch andere datenschutzrechtliche Bedenken einher). Blickt man auf ältere Studien, welche bis in die 1980er Jahre zurückreichen, so zeigt sich, dass diejenigen (börsennotierten) Unternehmen bessere Leistungen (ca. 3 Prozent pro Jahr) erzielen, welche Mitarbeiter mit der höchsten Zufriedenheit ihr Eigen nennen.

Interessanterweise zeigen sich diese besseren Leistungen vor allem während konjunktureller Abschwünge wie während der Dotcom-Blase (2000) und der weltweiten Finanzkrise (2008). In diesen Jahren sind die Leistungen von Unternehmen mit hochmotivierten Mitarbeitern besonders stark. Dies macht auch durchaus Sinn, da im Falle einer wachsenden Wirtschaft, Kosten- oder Produktivitätsunterschiede aufgrund zufriedener und motivierter Mitarbeiter keine so große Rolle spielen. Wenn die Wirtschaft hingegen schrumpft und das Unternehmen um Marktanteile mit anderen Unternehmen kämpft und das Überleben zu sichern ist, können zufriedener und motivierte Mitarbeiter den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Dies kann damit begründet werden, da ein Unternehmen mit einer motivierten und hochzufriedenen Belegschaft weniger Fluktuation hat, Mitarbeiter seltener kündigen und weniger Krankheitstage zu beklagen haben. Darüber hinaus sind zufriedene und motivierte Mitarbeiter produktiver und eher darauf bestrebt, gemeinsam Ziele zu erreichen. Die Belegschaft hält eher zusammen und arbeitet als Team an der Lösung der Probleme des Unternehmens. Das Ergebnis ist, dass Unternehmen mit einer hochzufriedenen Belegschaft niedrigere Kosten und eine höhere Produktivität und damit höhere Gewinne erzielen.

Säen und Ernten

Von Warren Buffet entstammt das Zitat: „Erst bei Ebbe erfährt man, wer nackt geschwommen ist.“ Dies zeigt sich auch anhand der Mitarbeiterzufriedenheit, da die besseren Leistungen der Unternehmen mit erheblicher Mitarbeiterzufriedenheit vor allem während Krisenzeiten zum Vorschein gelangen. Durchlaufen Unternehmen turbulente Zeiten, so wird die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit immens wertvoll. Firmen, welche von diesem Effekt profitieren möchten, müssen jedoch bereits in den guten Zeiten eines konjunkturellen Aufschwungs die Saat dafür säen, um so eine zufriedene und motivierte Belegschaft zu schaffen. Die Ernte kommt dann während der nächsten Rezession.

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