Die Zeit ist reif für ein Comeback der Small-Caps

| March 1, 2024|Categories: Finanzmärkte, Geldanlage|

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Kleinkapitalisierte Aktien erfreuen sich historisch günstiger Bewertungen. Auf lange Sicht erzielen sie bessere Renditen im Vergleich zu Large-Caps.

Dieses Phänomen ist nicht auf die Londoner Börse beschränkt, sondern zeigt sich weltweit: Kleinkapitalisierte Aktien weisen eine höhere Rendite auf.

Derzeit dominieren Large-Caps die Börsenlandschaft: Seit über zwei Jahren erzielen Anleger mit Aktien von Großkonzernen deutlich bessere Ergebnisse als mit sogenannten Small- und Mid-Caps. Dies lässt sich besonders deutlich an der Rallye der “Magnificent Seven” in den USA beobachten. Mit Ausnahme von Tesla liegen die US-amerikanischen Schwergewichte – darunter Alphabet, Amazon, Apple, Nvidia, Meta Platforms und Microsoft – seit Anfang 2023 weit vorne.

Die Unterperformance von Nebenwerten ist nicht nur anhand der Börsenstars offensichtlich. In Europa liegt der Nebenwerte-Index Stoxx Small 200 unter seinem Niveau vor der Corona-Krise. Auch in der Schweiz ist der Unterschied zwischen den Großunternehmen im SMI und den kleineren Unternehmen im SPI Extra erkennbar – wenn auch weniger ausgeprägt.

Diese seit Jahren anhaltende unterdurchschnittliche Kursentwicklung von Nebenwerten im Vergleich zu Large-Caps ist historisch betrachtet nicht die Norm, sondern die Ausnahme. In den letzten 20 Jahren haben die Aktien der 200 größten börsennotierten Unternehmen Europas um gut 90 Prozent zugelegt. Die 200 kleinsten Unternehmen im europäischen Leitindex Stoxx haben dagegen um 170 Prozent zugelegt – jeweils ohne Berücksichtigung von Dividenden.

Die Antwort liegt hauptsächlich in den unterschiedlichen Wachstumsaussichten. Kleinere und dynamischere Nebenwerte können wesentlich höhere Wachstumsraten aufweisen als Unternehmen, die bereits eine beträchtliche Größe erreicht haben. Für ein kleines Unternehmen mit einem Umsatz von 600 Millionen Franken bedeutet ein neuer Auftrag im Wert von 100 Millionen Franken eine Umsatzsteigerung um 17 Prozent. Für ein börsennotiertes Schwergewicht hingegen wäre ein solcher Auftrag kaum spürbar. Zudem spielt es eine Rolle, dass kleinere und mittelgroße Unternehmen in der Regel stärker fokussiert sind, sich auf Nischen spezialisieren und dort Marktführer werden können.

Dass diese positiven Merkmale von Nebenwerten in den letzten Jahren kaum greifen konnten, hat mit der Inflation zu tun. Small- und Mid-Caps sind in Phasen hoher Inflation im Nachteil, da ihre Marktmacht oft nicht ausreicht, um Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. Gleichzeitig wirken sich steigende Kapitalkosten – wenn die Zinsen steigen – meist stärker auf Unternehmen mit Millionen- als mit Milliardenumsätzen aus.

Durch die langjährige Unterperformance haben sich die Bewertungen von Nebenwerten verbilligt – insbesondere im Vergleich zu Large-Caps. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der US-Small-Caps liegt 25 Prozent unter dem historischen Durchschnitt im Vergleich zu den Large-Caps.

Außerdem ist der Investitionsfall für Nebenwerte noch nicht bei der Mehrheit der Marktteilnehmer angekommen, sondern fängt gerade erst an, für sie interessant zu werden. Anleger laufen entsprechend kaum Gefahr, einem Hype-Thema hinterherzulaufen. Daher halten Analysten die Bewertung derzeit für attraktiv, insbesondere angesichts einer möglichen Abschwächung des zyklischen Gegenwinds.

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